9. Vermeiden Sie falsche Freunde, Jargon und Abkürzungen

Vermeiden Sie falsche Freunde, Jargon und Abkürzungen

Falsche Freunde Ein Faux Ami (falscher Freund) ist in der Sprachwissenschaft laut Duden ein „in mehreren Sprachen in gleicher oder ähnlicher Form vorkommendes Wort, das jedoch von Sprache zu Sprache verschiedene Bedeutungen hat“.

In einem mehrsprachigen Umfeld, wie es die Europäische Kommission ist, vermischen wir die Sprachen schon einmal. Häufi g kommt es dabei zu Anleihen aus dem Englischen. Beispielsweise hat das englische „to control“ normalerweise die Bedeutung von „to command/ to direct“ (also führen, leiten) oder „to restrict/ to limit“ (eindämmen, unter Kontrolle bringen oder halten). Es ist somit keinesfalls immer gleichbedeutend mit „to check/to supervise“ im Sinne von prüfen (kontrollieren) im Deutschen. Ein verkehrtes Wort kann Befremden auslösen und die EU-Institutionen undurchschaubar und realitätsfern erscheinen lassen. Im schlimmsten Fall führt es zu Missverständnissen und diplomatischen Irritationen.

Das deutsche … sieht zwar so aus wie das englische … bedeutet jedoch Die (oft einzige) richtige deutsche Entsprechung des englischen Ausdrucks lautet
adäquat adequate angemessen ausreichend
aktuell actually gegenwärtig, momentan tatsächlich, eigentlich
assistieren
unterstützen anwesend sein, teilnehmen
eventuell eventually vielleicht schließlich
komplettieren to complete vervollständigen zu Ende bringen
Perspektiven perspectives Aussichten Standpunkte
sensibel sensible empfindlich vernünftig

… sieht zwar so aus wie das französische
Die (oft einzige) richtige deutsche Entsprechung des französischen Ausdrucks lautet
Immatrikulation immatriculation Einschreibung an der Universität Autokennzeichen
Paragraf paragraphe Gesetzesartikel Absatz
Pavillon pavillon Bau, Gebäude (in der Schiff fahrt:) Flagge
Respekt respect Wertschätzung Einhaltung (von Fristen und Gesetzen)


Jargon

Fachleute (Insider) verwenden Jargon, um mit anderen Fachleuten zu kommunizieren. So weit, so gut.

Fachfremde Leser (und vor allem die breite Öff entlichkeit)tun sich mit Jargon naturgemäß schwerer und brechen die Lektüre möglicherweise sogar ab. Achten Sie also darauf, dass Ihre Texte möglichst ohne Jargon auskommen, wenn Außenstehende sie lesen sollen.

Falls dies nicht möglich ist, erläutern Sie den jeweiligen Ausdruck, wenn Sie ihn zum ersten Mal verwenden. Oder erstellen Sie ein Glossar. Oder geben Sie eine Internetadresse an (siehe weiter unten).

Die folgende Tabelle enthält einige typische EU-Ausdrücke:

Jargonausdruck Mögliche Defi nition
Acquis (communautaire) EU-Recht (Rechte und Pfl ichten der Mitgliedstaaten)
Drittstaat Staat, der nicht Mitglied der EU ist
Gemeinschaftsmethode Entscheidungsverfahren, bei dem Kommission, Parlament und Rat zusammenarbeiten
Gender Mainstreaming Berücksichtigung der Interessen, Anliegen und Rechte von Frauen und Männern in sämtlichen Politikbereichen
Generaldirektion Große Verwaltungseinheit (Abteilung) einer EU-Institution; abgekürzt: GD
Kohäsionspolitik Politik zur Angleichung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse innerhalb der EU
Komitologieverfahren Verfahren, nach denen die Europäische Kommission Expertenausschüsse anhört
Kommissar/in Mitglied des obersten Entscheidungsgremiums der Europäischen Kommission
Mitentscheidungsverfahren Verfahren, bei dem Europäisches Parlament und Rat Rechtsvorschriften gemeinsam verabschieden
Sozialpartner Arbeitnehmer und Arbeitgeber bzw. deren Vertreter (z. B. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände)
Subsidiarität Prinzip, wonach die Entscheidungen möglichst nah bei den Bürgerinnen und Bürgern, also auf der unterstmöglichen Regierungsebene zu treff en sind
Zivilgesellschaft Nichtstaatliche Organisationen, die Interessen (z. B. von Berufsgruppen) vertreten


Hier werden viele Jargonausdrücke erklärt: „Sprachführer Eurojargon“:
http://europa.eu/abc/eurojargon/index_de.htm

Weitere Defi nitionen eher juristischer und technischer EU-Ausdrücke enthält folgendes Glossar (auch auf Deutsch):
http://europa.eu/scadplus/glossary/index_de.htm

Abkürzungen Ein Text voll mit unbekannten Abkürzungen und Ähnlichem wirkt abschreckend: ESF + EFRE + EAGFL + GAP = Aufhören! Wenn Ihren Lesern die Bedeutung einer Abkürzung nicht bekannt sein könnte, sollten Sie
  • beim ersten Auftauchen im Text die Langform wählen, die Abkürzung in Klammern dahinter setzen und im übrigen Text nur noch die Abkürzung verwenden; oder
  • ganz auf die Abkürzung verzichten und stattdessen immer die Langform wählen, wenn die Abkürzung nur ein- oder zweimal im Text benötigt würde; und/oder
  • ein Abkürzungsverzeichnis erstellen oder auf eine Internetadresse verweisen, wo die Abkürzungen erläutert werden.
Die Aufl ösungen vieler in Kommissionstexten verwendeter Abkürzungen sind in den „Interinstitutionellen Regeln für Veröff entlichungen“ zu fi nden: http://publications.europa.eu/code/de/de-5000400.htm

Wie immer gilt indes: Berücksichtigen Sie, wer Ihren Text lesen wird. Hier nur zwei Überlegungen, stellvertretend für viele andere:
  • Wenn trotz einer existierenden, sehr gebräuchlichen Abkürzung nicht abgekürzt wird, dürfte dies einige Leser ziemlich irritieren (zum Beispiel „Europäische Union“ statt „EU“).
  • Schreibt man komplizierte Bezeichnungen immer aus, anstatt eine Abkürzung zu verwenden, so wird der Text dadurch deutlich länger („Europäischer Fonds für regionale Entwicklung“ statt „EFRE“).

Bedenken Sie außerdem, dass Abkürzungen je nach Zusammenhang Unterschiedliches bedeuten können.

Beispiel:

EG steht für:

Europäische Gemeinschaft

Europäische Gemeinschaften

Erzeugergemeinschaft

Erdgas

Edelgas

Energiegesetz

Entschädigungsgesetz

Einfuhrgenehmigung

Ägypten

u. v. a. m.


Quelle: http://iate.europa.eu


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