In einem mehrsprachigen Umfeld, wie es die Europäische
Kommission ist, vermischen wir die Sprachen
schon einmal. Häufi g kommt es dabei zu Anleihen aus
dem Englischen. Beispielsweise hat das englische „to
control“ normalerweise die Bedeutung von „to command/
to direct“ (also führen, leiten) oder „to restrict/
to limit“ (eindämmen, unter Kontrolle bringen oder
halten). Es ist somit keinesfalls immer gleichbedeutend
mit „to check/to supervise“ im Sinne von prüfen
(kontrollieren) im Deutschen. Ein verkehrtes Wort
kann Befremden auslösen und die EU-Institutionen
undurchschaubar und realitätsfern erscheinen lassen.
Im schlimmsten Fall führt es zu Missverständnissen
und diplomatischen Irritationen.
Das deutsche |
… sieht zwar so aus
wie das englische |
… bedeutet jedoch |
Die (oft einzige) richtige deutsche
Entsprechung des englischen
Ausdrucks lautet |
adäquat |
adequate |
angemessen |
ausreichend |
aktuell |
actually |
gegenwärtig, momentan |
tatsächlich, eigentlich |
assistieren |
| unterstützen |
anwesend sein, teilnehmen |
eventuell |
eventually |
vielleicht |
schließlich |
komplettieren |
to complete |
vervollständigen |
zu Ende bringen |
Perspektiven |
perspectives |
Aussichten |
Standpunkte |
sensibel |
sensible |
empfindlich |
vernünftig |
|
… sieht zwar
so aus wie das
französische |
|
Die (oft einzige) richtige deutsche
Entsprechung des französischen
Ausdrucks lautet |
Immatrikulation |
immatriculation |
Einschreibung an der
Universität |
Autokennzeichen |
Paragraf |
paragraphe |
Gesetzesartikel |
Absatz |
Pavillon |
pavillon |
Bau, Gebäude |
(in der Schiff fahrt:) Flagge |
Respekt |
respect |
Wertschätzung |
Einhaltung (von Fristen und Gesetzen) |
Jargon
Fachleute (Insider) verwenden Jargon, um mit anderen
Fachleuten zu kommunizieren. So weit, so gut.
Fachfremde Leser (und vor allem die breite Öff entlichkeit)tun sich mit Jargon naturgemäß schwerer
und brechen die Lektüre möglicherweise sogar ab.
Achten Sie also darauf, dass Ihre Texte möglichst
ohne Jargon auskommen, wenn Außenstehende sie
lesen sollen.
Falls dies nicht möglich ist, erläutern Sie den jeweiligen Ausdruck, wenn Sie ihn zum ersten Mal verwenden. Oder erstellen Sie ein Glossar. Oder geben Sie
eine Internetadresse an (siehe weiter unten).
Die folgende Tabelle enthält einige typische EU-Ausdrücke:
Jargonausdruck |
Mögliche Defi nition |
Acquis (communautaire) |
EU-Recht (Rechte und Pfl ichten der Mitgliedstaaten) |
Drittstaat |
Staat, der nicht Mitglied der EU ist |
Gemeinschaftsmethode |
Entscheidungsverfahren, bei dem Kommission, Parlament und Rat
zusammenarbeiten |
Gender Mainstreaming |
Berücksichtigung der Interessen, Anliegen und Rechte von Frauen und
Männern in sämtlichen Politikbereichen |
Generaldirektion |
Große Verwaltungseinheit (Abteilung) einer EU-Institution; abgekürzt: GD |
Kohäsionspolitik |
Politik zur Angleichung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse
innerhalb der EU |
Komitologieverfahren |
Verfahren, nach denen die Europäische Kommission Expertenausschüsse
anhört |
Kommissar/in |
Mitglied des obersten Entscheidungsgremiums der Europäischen
Kommission |
Mitentscheidungsverfahren |
Verfahren, bei dem Europäisches Parlament und Rat Rechtsvorschriften
gemeinsam verabschieden |
Sozialpartner |
Arbeitnehmer und Arbeitgeber bzw. deren Vertreter (z. B. Gewerkschaften
und Arbeitgeberverbände) |
Subsidiarität |
Prinzip, wonach die Entscheidungen möglichst nah bei den Bürgerinnen und
Bürgern, also auf der unterstmöglichen Regierungsebene zu treff en sind |
Zivilgesellschaft |
Nichtstaatliche Organisationen, die Interessen (z. B. von Berufsgruppen)
vertreten |
Hier werden viele Jargonausdrücke erklärt: „Sprachführer
Eurojargon“:
http://europa.eu/abc/eurojargon/index_de.htm
Weitere Defi nitionen eher juristischer und technischer
EU-Ausdrücke enthält folgendes Glossar (auch
auf Deutsch):
http://europa.eu/scadplus/glossary/index_de.htm
Abkürzungen
Ein Text voll mit unbekannten Abkürzungen und Ähnlichem
wirkt abschreckend: ESF + EFRE + EAGFL + GAP = Aufhören!
Wenn Ihren Lesern die Bedeutung einer Abkürzung
nicht bekannt sein könnte, sollten Sie
- beim ersten Auftauchen im Text die Langform
wählen, die Abkürzung in Klammern dahinter setzen
und im übrigen Text nur noch die Abkürzung
verwenden; oder
- ganz auf die Abkürzung verzichten und stattdessen
immer die Langform wählen, wenn die Abkürzung nur
ein- oder zweimal im Text benötigt würde; und/oder
- ein Abkürzungsverzeichnis erstellen oder auf eine
Internetadresse verweisen, wo die Abkürzungen
erläutert werden.
Die Aufl ösungen vieler in Kommissionstexten verwendeter
Abkürzungen sind in den „Interinstitutionellen
Regeln für Veröff entlichungen“ zu fi nden:
http://publications.europa.eu/code/de/de-5000400.htm
Wie immer gilt indes: Berücksichtigen Sie, wer Ihren
Text lesen wird. Hier nur zwei Überlegungen, stellvertretend
für viele andere:
- Wenn trotz einer existierenden, sehr gebräuchlichen
Abkürzung nicht abgekürzt wird, dürfte dies einige
Leser ziemlich irritieren (zum Beispiel „Europäische
Union“ statt „EU“).
- Schreibt man komplizierte Bezeichnungen immer
aus, anstatt eine Abkürzung zu verwenden, so wird
der Text dadurch deutlich länger („Europäischer
Fonds für regionale Entwicklung“ statt „EFRE“).
Bedenken Sie außerdem, dass Abkürzungen je nach
Zusammenhang Unterschiedliches bedeuten können.
Beispiel:
EG steht für: |
|
|
Europäische Gemeinschaft |
|
Europäische Gemeinschaften |
|
Erzeugergemeinschaft |
|
Erdgas |
|
Edelgas |
|
Energiegesetz |
|
Entschädigungsgesetz |
|
Einfuhrgenehmigung |
|
Ägypten |
|
u. v. a. m. |
Quelle:
http://iate.europa.eu